Taunus Zeitung  
       
    19.00.2006 Jürgen Schnegelsberg  
       
    Vogelbeere, Schlehe und Holunder  
       
   
NEU-ANSPACH. Bauernmarkt und Kräuterwanderung, das ist im Hessenpark eine bewährte Kombination. Auch am vergangenen Wochenende warteten rund 70 Besucher geduldig auf die ,Kräuterfee’. Der Name passt, denn Ursula Buddeus hat sich auf der Basis einer Ausbildung als pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) und mit zehn Jahren Berufserfahrung in der Apotheke die Kenntnisse über Wildkräuter angeeignet. Sie kennt somit beide Seiten der Pharmazie, und rät immer dann, wenn Pflanzen Heilkräfte besitzen, zur natürlichen Art, Beschwerden zu lindern. Schon gleich hinter dem Kassenhäuschen der Hopfen beispielsweise: Bekannt ist, dass Hopfenextrakt bei Einschlafstörungen hilft, weniger bekannt ist, dass im Frühjahr aus den Hopfensprossen Gerichte wie aus Spargelspitzen gemacht werden können. Hier zeigt sich Ursula Buddeus’ zweite Passion: Kochen mit Kräutern und Pflanzen aus der Natur. Locker schlendert sie den Weg entlang und zupft, was am Rande wächst: Löwenzahn, gut bei Leber- und Gallenbeschwerden, Rotklee, jetzt nicht mehr so süß, weil schon die Bienen ausbleiben. Einer ihrer „Lieblinge“ ist der Breitwegerich. Dazu hat Buddeus etwas Neues gehört: „Der hat Fäden drin, die kann man herausziehen, miteinander verknüpfen, zu einem Pfropf drehen und über Nacht gegen Ohrenschmerzen im Gehörgang lassen. Der Spitzwegerich hilft im Sommer, klein geschnitten in eine Salbe aus Butterfett, gegen Insektenstiche. Im Winter lässt sich aus ihm ein Hustensirup machen.“ Es ist auch immer ein kleiner Blick in die Historie, den die Wernborner ‘Kräuterfee’ wirft, in die Zeit, als die Menschen zum Beispiel noch keinen Inhalator hatten: „Da haben sie Huflattich-Blätter auf heiße Kohlen gelegt und den Dampf eingeatmet, gegen Asthmaanfälle.“ Wie nebenbei wird bei der Wanderung eine Weide passiert, ein Zweig herunter gebogen, und in der Hand hält der Betrachter quasi die Quelle des Aspirins. Weidenrinde enthält den Grundstoff Acetylsalicylsäure. Durch Kochen von Weidenbaumrinden haben schon Germanen und Kelten den Wirkstoff gewonnen, der in der frühen Medizin bis in die Neuzeit hinein bekannt war und schließlich synthetisch nachgebildet wurde. In der Zeit, wo der Herbst dem Winter vorausgeht, wollen die Mitwanderer natürlich Tipps für die Gesundheit haben. Da sind sie bei der Wernbornerin genau richtig. Mit Schlehen (Schwarzdorn) lasse sich der Grippe vorbeugen, wenn man die Beeren drei Mal mit heißem Wasser übergießt und den Saft dann mit oder ohne Zucker abfüllt und haltbar macht. „Salbeiblätter kann man kauen, das hilft gegen Halsschmerzen.“ Wem das etwas zu direkt ist: Salbeiblätter in heißen Wasser drei Minuten kochen lassen, dann werden die ätherischen Öle frei. Beim Storchenschnabel, den Ursula Buddeus ebenfalls am Rande des Wegs entdeckt, muss es sich um ein reines Wundermittel handeln: Es stärke das Blutbild und habe im Mittelalter bei den Heilerinnen in dem Ruf gestanden, kinderwunschfördernd zu sein. Manchmal will Frau aber einfach nur ganz Frau und damit schön und attraktiv sein. Was tun? Die Kräuterfrau hat’s ausprobiert: „Ich lege mich in eine Badewanne voller Efeu-Blätter, mit Wasser natürlich. Efeu entgiftet über die Haut und ist gut gegen Cellulite.“
 
       
   
 
       
 

Ursula Maria Buddeus

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